Alle haben irgendwann Angst

Angst ist die winzige Freundin der Protagonistin dieses Bilderbuches, die sie als Geheimnis immer schon hatte. Eingeführt wird die Angst positiv, als jene, die das ca. 6-jährige Mädchen schützt und die in gefährlichen Situationen auf sie aufpasst. Seit sie aber in einem neuen Land lebt, ist die Angst so groß geworden, dass sie nicht mehr rausgehen oder mit anderen Kindern spielen kann. Bis sie entdeckt, dass die anderen auch Ängste haben und dass dies ihre Angst wieder kleiner werden lässt. Die Angst ist als begleitendes, kleines weißes Wesen – irgendwo zwischen Geist und Barbapapa – zeichnerisch dargestellt und grundsätzlich freundlich.
Nach dem Erfolg mit ihrem Bilderbuchdebüt „Die Flucht“ hat Francesca Sanna neuerlich ein wunderbares Buch für die Kleinsten vorgelegt, das die Realitäten von Kindern mit Fluchterfahrung aufgreift und vermittelt. Es zeugt von den vielen zugeneigten Gesprächen, die sie bei Lesungen von „Die Flucht“ mit Kindern geführt hat, beinhaltet zeichnerisch viele aufmerksame Details, ohne zu komplex zu sein, die Kinder sind farblich unterschiedlich gestaltet, insgesamt ist dieses Kinderuniversum hauptsächlich in Orange- und Blautönen gehalten. Das Buch vermittelt sehr niederschwellig und in kleinen Happen, wie Angst sich anfühlt, dass sie auch wichtig ist und alle Menschen sie kennen. Sehr schön!
Meike Lauggas
Francesca Sanna: Ich und meine Angst. Aus dem Engl. von Thomas Bodmer, 34 Seiten, NordSüd Verlag, Zürich 2019 EUR 16,50