Düstere Selbsterkenntnis
Das Leben des Endzwanzigers Toby läuft wie am Schnürchen. Er arbeitet in einer angesehenen Dubliner Kunstgalerie, liebt seinen Job, seine Freundin Melissa, sein unkompliziertes Leben – und seine besten Kumpel leisten ihm bereitwillig beim Feierabendbier Gesellschaft. Dann die Zäsur: Toby wird bei einem Überfall schwer am Kopf verletzt, auch nach Wochen der Genesung bleiben seine Erinnerungen lückenhaft, der einstige Gewinner-Typ wird ängstlich, jähzornig und depressiv. Um ins Leben zurückzufinden, zieht Toby mit Melissa ins „Efeuhaus“, ein altes Familienanwesen, wo er seinem todkranken Onkel Hugo Gesellschaft leistet. Als im Garten in einem hohlen Baumstamm das Skelett eines ehemaligen Mitschülers gefunden wird und alle Zeichen auf Mord deuten, beginnt Tobys Irrfahrt zwischen Wirklichkeit und Trug. Tana French schafft starke Bilder voller Erinnerungen, alter Verflechtungen und Geheimnisse – und zerlegt damit elegant das Selbstbewusstsein und die Selbstgewissheit des Protagonisten. Ein wenig überladen und langatmig, aber durchaus spannend.
Elke Koch
Tana French: Der dunkle Garten. Aus dem Engl. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. 653 Seiten, S. Fischer, Frankfurt/M. 2018 EUR 17,50