Erinnerungen schlemmen

Drei Jahre lang haben sich sechs Australierinnen jeden Montag Morgen getroffen, um miteinander zu kochen und zu essen. Sie hatten zur Einsendung von Rezepten der „besten Köche und Köchinnen“ der jüdischen Gemeinschaft Sydneys gebeten, die es zu bewahren gelte. Schließlich haben sie sich erprobend und streitend auf 134 Anleitungen von 54 Personen geeinigt und in diesem opulent gestalteten Kochbuch zusammengestellt. Vor jedem Rezept erzählen die Köchinnen (und einzelne Köche) kurz von ihren Bezügen zum Kochen, Essen und ihren Gerichten. Es sind verschlungene Lebenswege und Weltreisen, die sich schließlich auf den Tellern niederschlagen, Einflüsse aus Polen, Ungarn, Österreich, Litauen, Tschechien, der Ukraine, Rumänien und England finden sich ebenso wie zahlreiche aus Südafrika, Indien, Indonesien, Burma, China, Israel und dem Irak. Das Buch lässt sich als Dokument über die Bedeutung von (gemeinsamem) Speisen lesen, Gerüche und Geschmäcker speichern die Erinnerung an Menschen und Orte, aus denen ausgewandert wurde oder aufgrund antisemitischer Verfolgung geflohen werden musste. Immer wieder wird betont, dass durch ein Gericht verstorbene Mütter, Großmütter und Tanten, aber auch Begegnungen und Traditionen über Generationen lebendig bleiben. Vom gefilten Fisch über Matzeknödel, Kichel, Lokschen und (als altertümlich bezeichnete!) Zwetschkenknödel reicht das Spektrum der traditionellen als auch innovativen Köstlichkeiten, die allesamt relativ einfach nachzukochen sind. Und so erfüllt sich der Anspruch, dass das Buch nicht nur Mägen, sondern auch Seelen sättigen möge.

Meike Lauggas

Merelyn Frank Chalmers, Natanya Esking, Lauren Fink, Lisa Goldberg, Paula Horwitz, Jacqui Israel: Monday Morning Cooking Club. Sechs Freundinnen, ihre Geschichten, ihre Rezepte. Aus dem Engl. von Martina M. Oepping. 272 Seiten, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2019, EUR 28,90