Frauen und Armut
Der Feminismus hat es weit gebracht. Gleichgestellt sind Angehörige der verschiedenen Geschlechter trotzdem noch nicht. Das schreit nach Auseinandersetzung. Das aktuelle Werk der Herausgeberinnen Regina-Maria Dackweiler, Alexandra Rau und Reinhild Schäfer bietet Abhilfe. Auf 474 Seiten versammeln sich nahezu 30 Frauen, die über feministische Perspektiven auf Armut und Prekarität schreiben. Abgedeckt werden dabei in wissenschaftlicher Auseinandersetzung vielseitige Themen des alltäglichen Lebens: von genereller Armut über Faktoren wie Wohnen, Arbeit und Familie, von systemischen Schlechterstellungsmerkmalen wie Care-Arbeit oder reproduktiver Gerechtigkeit hin zu spezifischen Themen wie Behinderungen oder Sexarbeit. Das Überblickswerk deckt klassische, feministische Sichtweisen genauso ab wie neuartige Debatten, macht Ausflüge in Paradigmen wie Intersektionalität, Capability-Ansätze oder allgemeine Kapitalismuskritiken und erlaubt eine Vertiefung in das Gebiet der Geschlechterforschung. Die spezifischen Darstellungen der einzelnen Kapitel vereinen Fakten, Zahlen, Rechtliches und Politisches und erlauben auf diese Weise forschungspraktischen Einsteiger_innen wie auch Expert_innen eine reichhaltige Erweiterung ihres Wissens. Das Werk im Taschenbuchformat beweist sich als zweifellos lesenswertes Buch. Lediglich der anspruchsvolle Sprachstil begrenzt die Zielgruppe auf eine mit geschultem Auge und schließt so Leser_innen, die leichte Sprache benötigen würden, aus.
Jana Reininger
Frauen und Armut – Feministische Perspektiven. Hg. von Regina-Maria Dackweiler, Alexandra Rau & Reinhild Schäfer. 474 Seiten, Budrich, Opladen/Berlin/Toronto 2020 EUR 49,90