Geschichte einer Nierentransplantation
Der Debutroman der knapp 30-jährigen Autorin handelt von ihrer schweren Erkrankung – einer Niereninsuffizienz, und der Zeit, bis sie eine Spenderniere erhält. Anfängliche Symptome wie kalte Hände und Füße, Müdigkeit und hoher Blutdruck werden zunehmend stärker, dazu kommen Wassereinlagerungen. Solange, bis eine kompatible Spenderniere gefunden ist, muss die Autorin dreimal die Woche zur Dialyse. Ihre Mutter zieht sich zurück und verweigert die nötigen Tests, ob sie als Spenderin in Frage kommen würde – dafür erklärt sich aber ihr Vater bereit, mit dem sie jahrelang keinen Kontakt hatte, nachdem er die Familie verlassen hatte. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Leser_innen ein Stück weit Einblick in ihren Alltag und ihre Gedanken nehmen zu lassen. Sie schildert kurze Sequenzen aus den langen Dialysestunden, ihre Beobachtungen in den Krankenhäusern und die unterschiedlichen Herangehensweisen von Ärzt_innen und Pfleger_innen. Obwohl das Thema durchaus existenziell ist, hat man beim Lesen nie das Gefühl, ein intimes Tagebuch zu lesen oder mit tiefen emotionalen Phasen konfrontiert zu werden. Der Stil ist humorvoll-distanziert, der Zugang reflektiert und optimistisch. Nicht nur für Leser_innen zu empfehlen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden.
gam
Tabea Hertzog: Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer. 222 Seiten, Berlin Verlag, München-Berlin 2019 EUR 20,60