Kategorie: Belletristik

Ein Kammerspiel der sozialen Ungleichheit

Die chilenische Autorin Alia Trabucco Zerán nimmt uns mit in die Welt von Estela, einem Dienstmädchen in der chilenischen Hauptstadt Santiago. Auf eindrückliche Weise erfahren wir von den markanten Klassenunterschieden, die in keinem Moment ihres Arbeitsalltags zu übersehen sind. Die Erzählung gestaltet sich als Anhörung über die Umstände, unter denen...

Auf der Flucht

Die jüdische Familie Adler muss während des Novemberpogroms 1938 in Wien um ihr Leben fürchten. Der Vater wird schwer verletzt und ins Konzentrationslager deportiert. Die Mutter trennt sich von ihrem fünfjährigen Sohn Samuel, damit dieser mit einem Kindertransport ins sichere England gebracht werden kann. Über 80 Jahre danach wird im...

Zwischen Razzia und Revolution

Auf der Praça da Matriz im Zentrum von São Paulo leben die Obdachlosen in einer Welt, in der jeder Tag „ein Tag zum Sterben“ sein kann. Da ist der junge Papiersammler Chilves, der von den Luxusvillen am Stadtrand mit ihren glitzernden Pools träumt und seine 14-jährige Freundin Jéssica, die immer...

Echt oder Fake?

Als Maria von ihrem Onkel bei der Taxierungsstelle der Banco Ciudad unter die Fittiche von Enriqueta Macedos gestellt wird, ahnt sie noch nicht, dass die Begriffe ‚Originalbild‘ oder ‚Fälschung‘ dehnbare Begriffe sind. Mit dem schwachen, bläulichen Schwarzlicht einer kleinen Taschenlampe untersucht die Kunstkennerin Macedos die ihr anvertrauten Werke und erstellt...

Er soll verschwinden!

Die Kindergärtnerin Marta und der Immobilienmakler Maksym heiraten in Luzk in der Ukraine, obgleich sie sich noch nicht sehr lang kennen und Martas Freundinnen skeptisch sind. Bereits nach kurzer Zeit entwickelt sich die Beziehung in ein Desaster, eine Hölle auf Erden. Erst rote Flecken, dann violette Kleckse und mit der...

Die Blendung

Die Autorin Deniz Ohde beweist auch in ihrem zweiten Roman, dass sie sprachlich Stimmungen beeindruckend vermitteln kann. Yasemin wächst in einer nicht näher bezeichneten Trabantenstadt in Deutschland auf. Ihre Eltern bieten ihr wenig Rückhalt. Sozial ist sie integriert, sie findet in Immacolata eine wichtige Freundin, mit der sie sich später...

Fehlende Abwehrspannung

Die Autorin Mely Kiyak beschreibt in ihrem autobiografischen Roman die Beziehung zu ihrem Vater, nachdem dieser an Lungenkrebs erkrankt ist und in Berlin in ein Spital eingeliefert wird. Sie ist verärgert über manch irritierende Behandlungsform im Krankenhaus, weil sie sich eine freundlichere Umgebung für ihren Vater wünscht. Auch ihre eigene...

Düstere Familiengeheimnisse

Die prominente polnische Schriftstellerin Joanna Bator beschäftigt sich in diesem Roman mit feministischem Widerstand. Vier familiär aufeinander bezogene Frauenschicksale stehen im Mittelpunkt und werden abwechselnd aufgegriffen. Es beginnt um 1930 mit Bertas Geburt in Niederschlesien und endet in der aktuellen Zeit. Bertas Mutter stirbt bei ihrer Geburt. Ihr Vater, der...

Macht im Netz

ach ihrem Erfolgsroman Die Kunst zu verlieren widmet sich Alice Zeniter in Machtspiele neuen Themen. Die beiden Protagonist*innen gehören weitschichtig zum selben Bekanntenkreis, ihre Leben könnten aber nicht unterschiedlicher sein. L., aus einem von Prekarität geprägten migrantischen Milieu in den Pariser Vororten ist schon als Jugendliche eine Außenseiterin, entdeckt aber...

Systemfehler

Die aufstrebende Londoner Anwältin Tessa Ensler kommt aus der Arbeiterklasse und ist daher in beruflichen Kreisen eher eine Außenseiterin. Als Verteidigerin wird sie für ihre souverän geführten Kreuzverhöre der Opfer in beruflichen Kreisen geschätzt. Als sie eines Tages selbst Opfer einer Vergewaltigung wird, erstattet sie Anzeige. Ihr wird bewusst, dass...