Kategorie: Aktuelle Ausgabe

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Hildegard Macha, geboren 1946, kann als emeritierte Professorin für Pädagogik und Erwachsenenbildung auf mehrere Jahrzehnte einer wissenschaftlichen Karriere zurückblicken. Einer ihrer Schwerpunkte war Gender und Diversity. Im Mittelpunkt dieser autofiktionalen Erzählung steht jedoch wider Erwarten die jahrelange schwere sexuelle Gewalt im Kindesalter durch den Vater und die massiven psychischen wie...

Keine Ordnung und ein halbes Leben

Die 38-jährige Erzählerin führt die Lesenden durch die vollgestopfte Wohnung ihrer Mutter, nachdem diese auf der Intensivstation im Alter von 69 Jahren verstorben ist. Bruder und Schwester, zwei Söhne, ein Partner und der Vater werden in die, einem Delirium ähnliche, Konfrontationstherapie eingeflochten und gleichzeitig ferngehalten. Die Protagonistin muss sich alleine...

Puzzleteile einer nach Freiheit Suchenden

Die bekannte deutsche Schauspielerin Caroline Peters hat einen autofiktionalen Roman über ihr persönliches Verhältnis zu ihrer Mutter Hanna geschrieben. Während und nach der Beerdigung ihres Vaters Bow versucht die Ich-Erzählerin, sich ihrer bereits einige Jahre zuvor verstorbenen Mutter durch Erinnerungen anzunähern. In bruchstückhaften Geschichten ohne verlässliche Zeitleiste rekonstruiert sie Auszüge...

Leben in der Hölle oder Solidarität ist wesentlich!

Die Kunsthistorikerin und Ethnologin Agnés Humbert (geb. 1894) war Kämpferin in der Résistance, indem sie als Mitarbeiterin des Musée de l’Homme in einem Kreis von Intellektuellen eine Widerstandszeitung mitproduzierte und Kurierdienste leistete. Die Gruppe wurde jedoch bereits im Frühjahr 1941 inhaftiert und einige Männer wurden zum Tode verurteilt, während die...

Nicht-menschliche Protagonistinnen

Was erhofft sich die ausgesetzte Hündin, was denkt sie sich, wenn ein Auto wie das ihrer früheren Familie vorbeifährt? Wann wird ihr klar, dass sie verlassen wurde? Und wie spiegeln sich Klischees über Frauen und ihre Reproduktionsfähigkeit im Umgang mit Tieren? Konsequent aus der nicht-menschlichen Perspektive erzählt María Ospina Pizano...

Hurra, wir sterben!

Was bei der Katastrophe genau passiert ist, habe ich nicht zu 100% verstanden. „Die Erde war einfach umgefallen“, werden zu Beginn tiefer gehende Ausführungen zur Katastrophe ergänzt, damit auch die naturwissenschaftlichen Nackerpatzerln sich etwas vorstellen können. Nach exzessivem menschlichen Raubbau ist die Erde aus dem Rhythmus der (Jahres-)Zeiten gekippt –...

Verbotener Schmerz

Die Folgen des Klimawandels haben ein System von abgeschotteten Siedlungen hervorgebracht. Die Grenze ist der einzige Ort, an dem die Anwendung von Gewalt noch nicht abgeschafft wurde, und abgesehen von einigen Lastwägen, die den Warenaustausch organisieren, gibt es keine Berührungspunkte zwischen den Siedlungen. Auch die Protagonistin, die die Lücken füllt,...

Aller Anfang ist schwer – und ein Neuanfang umso mehr

Ein sicherer Ort ist der Folgeroman von That`s Life in Dystopia und spielt circa zehn Jahre nach einer Katastrophe, bei der ein Großteil der Menschheit das Leben verloren hat. Kleinere Gruppen haben auf der Welt verteilt überlebt und sind dabei, neue Gesellschaften zu etablieren. Die Vorstellung, Gesellschaften neu zu strukturieren...

Ein Haushalt – unterschiedliche Leben

In „Halbe Leben“ erzählt Susanne Gregor von einer Zweckwohngemeinschaft aus dem Blickwinkel von drei Frauen: dem der beruflich erfolgreichen Architektin Klara, die mit ihrem Mann und ihrer Tochter Ada in einem Haus in Oberösterreich wohnt; aus dem ihrer Mutter Irene, die nach einem Schlaganfall bei ihnen einzieht und Unterstützung benötigt...

Der ländlichen Enge entwachsen

Lore wächst in den 1990er Jahren auf dem Land auf. Nur ihre Brüder dürfen dem Großvater helfen, der die Großmutter mit Schweigen bestraft, wenn der Tisch nicht richtig gedeckt ist oder wenn er das Chaos sieht, wenn Lore mit der Großmutter Höhlen unter dem Esstisch baut. Auch alle Geschichten vom...