Kategorien ohne Voraussetzungen
1998 erschien der erste Band der Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, der sich der Auseinandersetzung mit „Homosexualität“ als Kategorie historiografischer Forschung widmete. 20 Jahre später erscheint die Kategorie selbst implodiert, eine Vielzahl neuer theoretischer Konzepte wurde entwickelt, aktuelle Themen und Fragestellungen neu perspektiviert. Wesentlich für die Entwicklungen des Feldes sind die Veränderungen zentraler Kategorien: Konzepte von Zeit, Raum und Subjekten wurden durch queere und postkoloniale Theorien radikal infrage gestellt, dominante Erzählungen von historischen Epochen und Zäsuren, von (nationalen) Grenzen und Identitäten zurückgewiesen. Die Herausforderungen gegenwärtiger Forschung bestehen, wie Hanna Hacker schreibt, u. a. darin, Kategorien nicht vorauszusetzen, die „Verknüpfungen verschiedener Dimensionen von, Grenzüberschreitung‘ […] für den jeweiligen geschichtlichen Kontext zu reflektieren und begrifflich zu fassen.“ Die Beiträge von R. Lautmann, I. Friedmann, M. Bühner u.a. veranschaulichen die Komplexität und Reichhaltigkeit unterschiedlicher theoretischer Positionen sowie die Potenziale queer- und trans*theoretischer Interventionen in den Geschichtswissenschaften.
Susanne Hochreiter
Homosexualitäten revisited. Hg. von Elisa Heinrich und Johann Karl Kirchknopf. Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 2/2018. 175 Seiten, StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2018
EUR 33,00