Schlachtfeld Fußballplatz

Aller Anfang ist schwer, ganz besonders der eines neuen Lebensabschnitts. Das stellt Carolin, Mutter eines 8-jährigen Sohnes, frisch geschieden vom untreuen Gatten und soeben vom schicken Haus in eine kleine, nicht ganz so schicke Mietwohnung umgezogen, anschaulich unter Beweis. Um den fußballbegeisterten Sohn glücklich zu machen, meldet sie ihn bei einem Fußballverein in der Nähe an, wo sie ahnungslos und geradezu traumwandlerisch auf das Schlachtfeld Fußballfeld oder besser gesagt das Schlachtfeld hinter der Seitenlinie taumelt. Wo vor Stolz blinde Eltern um Ruhm und Ehre für ihre mehr oder minder begabten Kinder kämpfen und sich dabei gegenseitig nichts schuldig bleiben. Das sollen auch reale Zitate aus Zeitungsartikeln am Anfang jedes Kapitels untermauern, in denen von Prügeleien und Gewaltausbrüchen unter den ZuschauerInnen bei Kinderfußballspielen berichtet wird. Ich verrate wohl nicht mehr als man schon von Anfang ahnen kann, wenn ich vorwegnehme, dass am Ende alles gut ausgeht und Carolin in ihrem neuen Lebens-abschnitt glücklich Fuß gefasst hat.
Wenn frau mit schwerem, vom grippalen Infekt vernebelten Kopf im Bett liegt, ist dieser Roman eine dankbare, leichte Lektüre, weil er sich locker flockig liest und den Intellekt nicht überbeansprucht. Allerdings empfand ich die Slapstick-Einlagen der frisch gebacke-nen Single-Mutter etwas abgedroschen und hat mir die Autorin zu tief in die Klischeekiste gegriffen. Mich erinnern der Humor und der Stil des Romans an Bridget Jones, nur weniger zynisch, lustig und originell.
Julia Varga
Hanna Dietz: Fußballmütter. 363 Seiten, Wunderlich, Reinbek b. Hamburg 2017 EUR 15,50