Sei nicht zu traurig Nummer 5001

Xiaolu Guo erzählt rückblickend ihr Heranwachsen in einer von Mao überzeugten Familie im Süden Chinas. Das Buch ist in fünf, auf den Inhalt verweisende Kapitel in Ich-Form erzählt und beschreibt ihr Leben vor allem anhand der Beziehungen, die sie führt oder erlebt. Zuerst in ihrer frühen Kindheit zu ihren Großeltern, und deren Beziehung zueinander, in sehr armen Verhältnissen in einem Fischerdorf an der Küste Südchinas. Danach zu ihren Eltern, die sie mit sieben Jahren holen, um mit der Familie in einer Kleinstadt in einem kommunistischen Wohnhof zu leben und in die Schule zu gehen. Zu ihrem Lehrer, und später während ihres Studiums zu ihren Kommilitoninnen im Wohnheim, bzw. ihrem Freund in Peking, bevor sie nach London zieht. In ihrer Erzählung zieht sich eine konsequente Ablehnung gegenüber den Werten und dem politischen System Chinas durch, wie sie eine scheinbar von Emotionslosigkeit und menschenunwürdigen Bedingungen geprägte Gesellschaft herstellen. Obwohl sie seit ihrer Kindheit ein Übermaß an Entbehrung, Prügel, Missbrauch, menschlicher wie wirtschaftlicher Armut kennt, ist sie überrascht von der sozialen Kälte, der Armut der einzelnen, die ihr in London begegnet. Vielleicht hätte ich mir gewünscht, Ansichten über das Leben in China zu hören, die weniger dem Bild entsprechen, welches wir ohnehin gelernt haben, es mag aber ein vermessener Wunsch sein, angesichts einer Lebensgeschichte, die beeindruckend, erschreckend, traurig, aber auch ermutigend ist.

Cäcilia Brown

Xiaolu Guo: Es war einmal im Fernen Osten. Aus dem Engl. von Anne Rademacher. 368 Seiten, Knaus, München 2017 EUR 24,70