TelAviVienna
Die israelische Künstlerin Aviram war noch nie in Wien und die österreichische Autorin Landerl noch nie in Tel Aviv. Aviram zeigt Landerl ihr Tel Aviv in Fotografien und Landerl beschreibt für Aviram ihr Wien. Beide Frauen leben inzwischen an anderen Orten und berichten über Städte, in denen sie gelebt haben. Aviram zog 2016 wegen ihres Fotografie-Studiums nach Berlin, Landerl zog über Berlin nach Leipzig. In Berlin wurde Aviram kurzzeitig die Mitbewohnerin von Landerl, seitdem verbindet sie eine Freundschaft. Reiseführer gibt es viele, aber dieser gibt persönliche Einblicke und ist zweisprachig von beiden Seiten lesbar: Hebräisch und Deutsch. Mit Worten werden ein Durchhaus in Wien, die U6, plötzlich in der Stadt auftauchende Trinkbrunnen, der Blick auf Wiens ältesten jüdischen Friedhof, betrachtet aus der Wohnung einer Freundin, und die Seestadt beschrieben. In der Seestadt wurden Straßen nach Frauen benannt und eine Ausstellung erzählt von Frauen im Städtebau, unter ihnen die Architektin Genia Awerbuch. 1934 wurde nach ihren Plänen in Tel Aviv der Dizengoffplatz gebaut, 1978 autofreundlich erhöht umgebaut und 2018 wieder rekonstruiert. Aviram zeigt fotografisch den rund angelegten Platz mit den Bauhausgebäuden und beschreibt eine Situation vor dem Chen Cinema, in der sie bei den Treppen zum erhöhten Dizengoffplatz stand. Sie präsentiert den Strand von Tel Aviv, Vegetation, Architekturdetails oder einen Blick ins Dizengoffcenter. Die beiden Städte treten in einen spannenden Dialog und laden in Buchform ein, daran teilzunehmen und mitzuspazieren.
Petra M. Springer
Christina Maria Landerl und Ronny Aviram: TelaviVienna. Vom Heimkommen. 112 Seiten, Müry Salzmann, Salzburg 2022 Euro 24,00