Vielfältige Lebensgeschichten
So wie es sich anfühlt, als würde bei einer Reise durch Israel die gesamte Welt bereist, so zeigen die verschiedenen Porträts von Frauen in Israel sehr deutlich die Vielschichtigkeit differenter Lebensweisen. Die aus Deutschland stammende Autorin Ulla Gessner zog 1999 zu ihrem Mann, einem deutschen Juden, nach Israel. Fünfzehn Frauen erzählen in dieser Publikation aus ihrem Leben. Irene Aloni z. B. lebt im Altersheim, in dem auch österreichisches Deutsch gesprochen wird. Sie war Gärtnerin, hat in Wien die Reichspogromnacht erlebt und konnte mit einem Zertifikat des Palästinaamts über Triest nach Palästina gelangen. Irsis Wischnitzer überlebte mehrere Lager der Nationalsozialisten und den Todesmarsch in Polen und kam 1946 nach Palästina. Die Witwe Henadi Assad lebt mit ihren beiden Töchtern in einer kleinen Stadt im Karmel-Gebirge und gibt Einblicke in das Leben der Drusinnen und Drusen. Kurz vor der Geburt ihrer zweiten Tochter wurde ihr Mann im Gaza-Streifen getötet. Die Schriftstellerin Judith Katzir aus Tel Aviv, die immer wieder Autobiografisches in ihr Werk aufnimmt, ist überzeugt: Feminismus ist etwas Selbstverständliches und Natürliches. Mütterlicherseits lebt sie schon in der achten Generation im heutigen Israel. Anat Har-Gils Eltern stammen aus dem Irak. Sie studierte an der Kunstakademie und arbeitet als Computerdesignerin. Die Araberin Zenab Agha lebt in Westgaliläa und tauschte von heute auf morgen die traditionelle lange Kleidung und den Schador gegen moderne Kleidung. Adva Har-Gil erzählt vom Leben im Kibbuz. Ein sehr lesenswertes Buch mit interessanten Lebensgeschichten.
Petra M. Springer
Ulla Gessner: Frauen in Israel. Fünfzehn Porträts. 203 Seiten, Lamuv Verlag, Göttingen 2006 EUR 9,90