Wenn Worte meine Waffe wären
Sheherazade, eine jugendliche Muslima, deren Name konsequent falsch ausgesprochen wird, erzählt in einer Mischung aus Ich-Erzählung und Zine-Elementen (selbstgestalteten Minicollagen) aus ihrem Leben in Dänemark. Der Vater liegt im Spital, da er an Herzproblemen und einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Die Mutter ist unglücklich und überfordert, kapselt sich in der Community ab und überträgt all ihre Wünsche auf ihre Tochter. Im Spital lernt Sheherazade Thea kennen. Gebildet, offenes und liberales Elternhaus im Hintergrund, eröffnet sie Sheherazade eine andere Welt und lässt sich auf ihre ein. Das Buch tastet sich an Themen wie Zwangsheirat, Selbstfindung, Kopftücher, Ghettobildung, Schulprobleme und Familienverpflichtungen heran, während sich die Geschichte um die zwei Mädchen entrollt und in einer Liebesgeschichte und einem innerfamiliären Drama zu ihrem Höhepunkt und trotzdem zu einem Hoffnung lassenden Ende führt. Dass gegen Mitte des Buches das Hauptaugenmerk auf die geschlechtliche Orientierung der Mädchen fällt, gibt der Geschichte viele spannende Wendungen und Inputs, allerdings ist dadurch keine Fokussierung auf ein spezifisches Thema mehr möglich. Ich denke, dass das Buch für Jugendliche sehr empfehlenswert ist, ob mit oder ohne Migrationshintergrund ist völlig zweitrangig. Bei all den angeschnitten Themen ist das Buch flüssig zu lesen, bietet auch optischen Anreiz umzublättern, erzählt in Jugendsprache von Jugendthemen ohne dabei peinlich zu werden.
Nicole Malzer
Kristina Aamand: Wenn Worte meine Waffe wären. Aus dem Dän. von Ulrike Brauns, mit Illustrationen von Sune Ehlers. 288 Seiten, Dressler, Hamburg 2018 EUR 16,50 ab 12 J.