Werkzeug gegen Rechtspopulismus

Anhand von zwei Leitbegriffen entwickelt Dietze ein geschlechtersensibles Instrumentarium, um die Verschränkung zwischen Rechtspopulismus und Antifeminismus zu klären. Der Rechtspopulismus bedient sich sowohl einer ethnosexistischen Konstellation als auch eines sexuellen Exzeptionalismus, um politisch soziale Gruppen mittels des Schürens von Ängsten und Verunsicherung zu vereinnahmen. Während der sexuelle Exzeptionalismus die Funktion übernimmt, okzidentale Überlegenheitsnarrative zu konstruieren, indem er postuliert, dass die erreichte Emanzipation der Frauen nun von Migrant*innen, die „traditionelle patriarchale Rollenmuster pflegen“ unterwandert und torpediert wird, begreift sich der Ethnosexismus als Abwehrstrategie, indem „einheimische“ Frauen als potentielle Vergewaltigungsopfer stilisiert und objektiviert werden. Anhand von Beispielen, wie die Kölner Silvesternacht 2015/16, Ehegesetzesvorlagen am Hindukusch oder Gentrifizierungsprozesse in Hamburg, verdeutlicht sie, wie Rechtspopulismus punktuell Genderpolitiken instrumentalisiert, um sich argumentativ durchzusetzen. Dietzes Erkenntnisinteresse zeigt auf, wie und warum Geschlecht als Kategorie sich von reaktionärer Seite erfolgreich einsetzen lässt. Sie liefert eine gut nachvollziehbare Analyse, die verständlich macht, wie paradoxe Einstellungsmuster sich dennoch gegenseitig stärken, jedoch mittels Intersektionalitätsanalysen ad absurdum geführt werden können. Empfehlenswert!

ML

Gabriele Dietze: Sexueller Exzeptionalismus – Überlegenheitsnarrative in Migrationsabwehr und Rechtspopulismus. 218 Seiten, transcript, Bielefeld 2019, EUR 19,99