Geschlechtergerechtigkeit unter Beschuss
Wer sind eigentlich die Akteur*innen gegen Geschlechtergerechtigkeit in Europa? Wie agieren und argumentieren sie, wann haben sie Erfolg und welche Unterschiede gibt es regional, zeitlich, personell und so weiter? Der von Mieke Verloo herausgegebene englischsprachige Band mit jüngsten Forschungsergebnissen zu diesen und vielen weiteren Fragen teilt sich in drei Bereiche: Beginnend mit einem theoretischen, wie solche Forschungen überhaupt angelegt werden können (Social Complexity Theory, Soziale-Bewegungen-Forschung), gefolgt von acht empirischen Untersuchungen (häusliche und Online-Gewalt, Thematisierung von Elternkarenz, Schwangerschaft, gendergerechte Schulbücher, Homosexualität in einzelnen europäischen Ländern oder supranational) schließt er mit einer Synthese über Erklärbares, Muster und offene Fragen. Mit „gender+ equality“ wird bereits begrifflich versucht auf die notwendige Intersektionalität der Untersuchungen hinzuweisen, die auch in diesem Buch nur bezüglich Klasse und Sexualität gewährleistet werden konnte (nicht jedoch race/ethnicity). So spielt Klasse manchmal eine Rolle, während Homophobie als Unterkapitel von Antifeminismus fungiert; manche Strategien haben klare Akteur*innen, manches wird im Prozess der Umsetzung sabotiert, ist dynamisch. Eindeutig ist der Zusammenhang zwischen Erfolgen der Gegner*innen von Geschlechtergerechtigkeit und dem Abbau von demokratischen Strukturen; und dass ihre Durchsetzungsfähigkeiten auf bereits existierenden, weiter intakten Machtverhältnissen fußen. Beunruhigende und höchst relevante Erkenntnisse zur Planung von Gegenstrategien!
Meike Lauggas
Varieties of Opposition to Gender Equality in Europe. Hg. von Mieke Verloo. 237 Seiten, Routledge, New York 2018 EUR 39,40