Kategorie: Belletristik

Eine Frau denkt

Und was das für ein mitreißender Gedankengang ist! Wie der Buchtitel schon ankündigt, wird heftig nachgedacht, von Freitag bis Montag. Der Alltag der Schriftstellerin Lisa wird begleitet von einem Ehemann, einer Tochter, einem Liebhaber, einem Seelenverwandten und einem Gelegenheitscoach. Leider verabschieden sich zwei davon an diesem Wochen­ende. Was aber keinesfalls...

Rechnungen und Kassazetteln

Beziehungen konstituieren sich, funktionieren oder zwei Menschen entfernen sich wieder voneinander. Eine dritte Person ist nur ein Vorwand. Der neue Roman von Laura Freudentaler spielt in der Gegenwart, er wird auktorial aus der Perspektive der ca. 50 Jahre alten Pianistin Anna erzählt, die sich innerhalb ihrer heteronormativen Beziehung nicht mehr...

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Der knallpinke Fernreisebus mit der Aufschrift SPERANZA macht sich auf den langen Weg von Wien bis Cluj in Rumänien. Einer der beiden Fahrer, Ioan, steht in Wien am Abfahrtsterminal und betrachtet das Geschehen. Er sieht Passagiere, die sich rührselig verabschieden, noch schnell ein Ticket kaufen oder sich die Wartezeit bis...

Eine beherzte Revolutionärin!

Das vorliegende Werk besticht durch die lebendige Erzählweise in der Ich-Form. Inmitten ihres Katzentrios lässt Louise als alternde Frau ihr Leben nochmals in nicht chronologischer Form an sich vorbeiziehen.Bedingt durch die Obhut der Großeltern erhält Louise Bildungskapital. Sie wird Lehrerin und geht nach Paris. Ihre Sympathie gilt den unterdrückten Klassen....

Ein sportlich bewegtes Leben

Die Sportlerin ist in Berlin aufgewachsen und lebte auch den Großteil ihres bisherigen Lebens dort. Bereits als Kind und Jugendliche ist sie sehr sportlich aktiv. Besonders begabt und gut ist sie in allen Ballsportarten, aber auch in der Leichtathletik. Im Sport fühlt sie Stärke und Geschwindigkeit, weshalb sie auch alles...

Pathogramm einer Künstlerin

Die Autorin Birgit Seibold hat für ihr Projekt zu Virginia Woolf (1882-1941) vor allem Stellen aus Woolfs Tagebüchern chronologisch kompiliert und montiert. Umrahmt sind diese Zitate und Textstellen von einer biografischen Skizze und kurzen allgemeinen Exkursen zu literarischer Schaffenskraft und bipolarer Störung, zu Mutmaßungen über die Manien, (Angst)Psychosen, Wahnideen und...

Kohlmeisen über alles!

Len Howard wurde 1894 geboren und starb 1973. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie alleine in ihrem Haus in Ditchling in Sussex. Dort beobachtete und beforschte sie Singvögel, vor allem Kohlmeisen. Sie war sehr darauf erpicht, dass niemand ihr Grundstück betrat und das natürliche Verhalten der Vögel störte. Die...

Intersektionales Transitioning

Jayrôme Robinet erzählt in dieser sehr gut lesbaren, flüssig und fesselnd geschriebenen Sammlung autobiografischer Texte über die Alltagserlebnisse als Transmann in Berlin und bei seiner Familie in Frankreich. Die Welt der Männer ist sehr verwirrend, wenn einer weiblich sozialisiert ist: wie lange halten Männer Augenkontakt? Was ist zu kurz und...

„Alles sehr ungewöhnlich. Aber schön.“

Dieses Zitat aus dem Buch umreißt die Geschichte recht gut. In „Mein Leben mit Martha“ beschreibt Martina Bergmann mit viel Sprachwitz und gleichzeitig auf sehr rührende Art und Weise ihr Zusammenleben mit Heinrich und Martha, die mehr als doppelt so alt sind wie sie selbst. Entgegen aller Konventionen übernimmt sie...

Seelenmord und Fremdplatzierung

Anhand von zwei biografischen Schicksalen bereitet Lisbeth Herger das Thema gewalttätiger Übergriffe in schweizerischen Kinderheimen auf und zeichnet anhand dieser konkreten Erfahrungen die daraus entstandenen typischen Folgen für die beiden Betroffenen in ihrem Erwachsenenleben nach. Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Versagensängste und Lebenskrisen durchlaufen deren persönliche Geschichte und haben sich in ihre...