Autor: m l

Ein anderes Leben

Fen Verstappen beschreibt in ihrem Debütroman ihre Familiengeschichte, in deren Zentrum ihre Mutter steht, die einen Schlaganfall erleidet, sowie die fast zeitgleich lang ersehnte Schwangerschaft der Autorin. Der Roman ist mit seinen kurzen Kapiteln wie ein Mosaik aufgebaut, das in vielen Zeitsprüngen in präziser Sprache das ‚Davor und Danach‘ beschreibt:...

Freischreiben als Therapie

In Andeutungen wird rekonstruiert, dass die Ich-Erzählerin jahrelang von ihrem Vater sexuell missbraucht wurde. Der Missbrauch lässt sich zunächst von ihr als traumatisiertem Opfer nicht erinnern. Sie wird von der Mutter pathologisiert, muss Antiepileptika schlucken, um überlebensfähig zu bleiben. Die gewalttätige Mutter und der übergriffige Vater treiben sie in die...

Wegweisung

Der Debütroman von Mina Hava handelt vom Zerfall des blockfreien Jugoslawiens in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und von Menschen, die sich der Migration aussetzen, um zu überleben. In der Gegend von Omarsk wird aktuell wieder Bergbau von einem US-Konzern betrieben. Es ist eine Region, in der zahlreiche Massengräber...

In ständiger Rebellion

Endlich: Virginie Despentes hat es wieder getan! Beim Erscheinen von Cher Connard gelang es ihr schon letztes Jahr, alle möglichen Verkaufsrekorde für ihren neuen Roman in Frankreich zu brechen. Ihren Namen für die wichtigsten Literaturpreise des Landes – den Prix Goncourt, den Prix Renaudot und den Prix Femina wird man...

Der Sohn

Eine Großfamilie in einer weitläufigen Wohnung in Odessa. Da sind der tyrannische Großvater, die vielbeschäftigte Mutter, Tanten, Cousinen und Olga, Medizinstudentin wider Willen. Zu Großvaters Geburtstag kommt sein in die US ausgewanderter Jugendfreund auf Besuch. Und es ist Sommer 2014, das Jahr der Maidanproteste, das Jahr, in dem 42 Menschen...

Eine Annäherung an den Tod

3197 Menschen wurden während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet in Chile ermordet. Das ist die angenommene Zahl, mit der Felipe, einer der drei Protagonist*innen, in Form von inneren Monologen arbeitet. Felipe begegnen die Toten in seinem Alltag in Santiago de Chile. Seinen Alltag verbringt er meistens allein, herumwandernd in der...

Introspektion

Begeistert von der marxistisch nationalistischen Befreiungsbewegung FLN, die 1962 erfolgreich für die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich gekämpft hat, migrieren Michèle, eine Französin und ihr algerischer Mann nach Algier. Das zu einer Zeit, in der nahezu die gesamte französische Minderheit das Land verlässt. Ab 1965 wird das Land autoritär regiert, die...

Früher war es besser

Ana Iris Simón ist der soziale Aufstieg gelungen, sie hat das Dorf ihrer Kindheit verlassen, um in Madrid zu studieren. Zunächst genießt sie den Rausch der Freiheit, aber mit Anfang Dreißig fühlt sie sich in ihrem winzigen Reich mit Handy, Ikea-Regal und Streaming-Abos zunehmend ohne Perspektive. „Ich beneide meine Eltern...

Fest im Nest ihrer Arme

Mitte der 1990er Jahre verliebt sich die junge Ich-Erzählerin in die exzentrische Piki, die „eindeutig coolste Lesbe“ Helsinkis. Die um zehn Jahre Ältere hat nicht nur eine beachtliche Anzahl an Geliebten hinter sich, sondern auch eine Karriere als Drogen-Dealerin und Autodiebin. Aber Piki hat auch Geheimnisse, die erst allmählich ans...

„Mit Pasta überlebt man alles“

Tante Jele blickt mit ihren 101 Jahren auf ein langes Leben zurück: sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Zagreb und musste mit ihren Eltern fliehen. Dabei landete sie in Norditalien, heiratet Girogio, weniger aus Liebe als aus Konvention. An seiner Seite führte sie ein nach ihrem Empfinden langweiliges Eheleben...