Kategorie: Belletristik

Worte, die nicht mehr gesagt werden können

Ada D’Adamo ist beeinträchtigt von den Symptomen ihrer rasch fortschreitenden Krebserkrankung und geschwächt von den erbarmungslosen Nebenwirkungen der Krebstherapie. Sie schreibt an ihre mittlerweile 14-jährige Tochter Daria. Diese ist mit einer Agenesie des Corpus Callosum auf die Welt gekommen: Es fehlt ihr der Balken, der die Gehirnhälften trennt und verbindet...

Love-Scammer

Nach einigen Lyrikbänden hat nun die Autorin und Performanz-Künstlerin Martina Hefter wieder einen Roman geschrieben, mit dem sie den Deutschen Buchpreis 2024 gewonnen hat. Die über 50jährige Juno Isabella Flock ist Tänzerin, Performerin und lebt mit ihrem Lebensgefährten Jupiter zusammen in Leipzig. Jupiter ist Schriftsteller und an schwerer multipler Sklerose...

Interpretationen der Liebe

Über Fähigkeiten und Hürden im Umgang mit der Liebe weiß Jane Campbell viel zu berichten. Ihre drei Protagonist*innen sind alle psychologisch geschult, um das Liebesleben anderer zu analysieren, kämpfen jedoch in ihrem eigenen Leben damit, emotionale Themen zu kommunizieren. Wie in einem Kammerspiel verdichten sich Dynamiken rund um Familiengeheimnisse, Versäumnisse...

Stille Emanzipation: Lebensgeschichte einer Ärztin

Die Lebensgeschichte einer Frau, die zwei Weltkriege erlebt und so unaufgeregt wie eigenständig ihren Weg geht: Als praktizierende Ärztin für Geburtshilfe wird die Erzählerin zur Vertrauensperson für Frauen, die unter dem Verbot der Abtreibung leiden. Als Schwester und später als Mutter muss sie miterleben, wie ihre Brüder und Söhne als...

„Ich heiße Jolla, wie der Rolla!“

Dass die Deutschen ihren Namen nicht richtig aussprechen können, ist nicht das Einzige, das Jola an den Deutschen verwundert. Auch dass Uschi, die seniorki, die sie betreut. sich von der Enkelin nicht Oma nennen lässt, geht ihr nicht in den Kopf. Aber das sind Kleinigkeiten, denn ansonsten lebt es sich...

Geschichtsversionen

Lou ist, nachdem sie eine Fehlgeburt hatte, empfindlich und zieht so ziemlich alles in Zweifel, was sie umgibt; ihren Beruf als Galeristin, ihren zweiten Ehemann Sergej, oder ihr gespanntes Verhältnis zur Mutter oder Schwiegermutter. Hinzu kommt, dass sie gern mehr über ihre mütterliche Familiengeschichte wüsste. Nachdem die jüdische Familie zum...

Fassungslose Demütigungen

Im Mittelpunkt des neuen Romans von Marion Messina befinden sich fünf Personen. Sabrina, eine unterbezahlte und überforderte Lehrerin und Alleinerzieherin, ist gegenüber einem Inklusionsschüler übergriffig geworden, nachdem er sie in den Arm gebissen hat. Der promovierte Literaturwissenschaftler Paul zieht sich nach zehn erfolglosen Bewerbungen im akademischen Feld in die Ardèche...

Klassenunterschiede

In diesem frühen Werk (1974) der französischen Autorin Annie Ernaux schreibt sie aus der Sicht der Krämertochter Denise Lesur, die ihre frühe Kindheit sorglos und unbefangen am Rande einer Kleinstadt verbringt. Die Eltern besitzen einen Laden mit angeschlossener Kneipe und haben neben der Arbeit wenig Zeit, aber sie schicken ihr...

Das Begehren

Bereits 1991 ist dieser autofiktionale Roman von Annie Ernaux in französischer Sprache erschienen und wurde nun neu ins Deutsche übersetzt. Die Ich-Erzählerin beschreibt zwei Jahre eines inneren psychischen Ausnahmezustands in ihrem Leben. Sie verliebt sich in einen 38-jährigen verheirateten osteuropäischen Bobo, der ein bisserl wie Alain Delon ausschaut, schnelle Autos...

Schutzbundenkelinnen

Im dritten Teil der Trilogie über die Geschichte einer sozialistischen Wiener Familie stehen die Enkelinnen im Mittelpunkt. Angelehnt an die Realität, aber doch auch fiktiv, erzählt die Autorin Ljuba Arnautović in knapp gehaltener Sprache über Kindheit und Jugend von sich und ihrer Schwester. Ihr Vater Karl kehrt in den 1950er...