Kategorie: Belletristik

Sozialstudien zwischen den Weltkriegen

Gabriele Tergit, die auch Romane schrieb, war eine der ersten weiblichen Journalistinnen. Bekannt wurde sie durch ihre Gerichtsreportagen, die sich als Sozialgeschichte der Berliner Zwischenkriegszeit entschlüsseln lassen. Der Gerichtssaal war für sie eine offene Bühne, um auf soziale Konflikte, die reaktionäre Klassenjustiz der Richter oder die durch die Schlägertrupps der...

Leben als Ausnahmezustand

Gleich nach dem Abitur zieht es Julia Leeb aus dem beschaulichen Bayern hinaus in die Welt. Aus einem dreiwöchigen Spanischkurs in Ecuador werden sechs Jahre im Ausland. Die Zeit in Südamerika macht aus ihr einen politischen Menschen. Um das Unrecht, dem sie begegnet, sichtbar zu machen, beschließt sie Fotojournalistin zu...

Vom Inneren und anderen Äußerlichkeiten

„Die Übermacht des Üblichen“ ist der Titel von Gabriele Treiges Erzählung, in der es tatsächlich genau darum zu gehen scheint. Die Protagonistin versucht sich in diesem assoziativ anmutenden Erzählwerk selbst in ihrer Vergangenheit auszuloten, um sich letztendlich von dieser Person (die sie nun nicht mehr ist) zu lösen. Es wollte...

Alles kann wieder gut werden

Dieser Satz aus einer der Erzählungen in „Die Welt gegenüber“ von Eva Schmidt steht programmatisch für den gesamten Band. Und doch ist es ein seltener Moment der Zuversicht; Ton und Thema der Texte erinnern an die Leerstellen und Randfiguren der Gesellschaft. Menschliche Lügen und Abgründe werden ohne Pathos ausgebreitet, dabei...

Zuhause ist es auch schön!

Auch wenn die Sehnsucht nach Strand, Meer und Palmen gerade in Zeiten wie diesen groß ist und Fernreisen noch in weiter Ferne sind, schafft es Susanne Kristek durch ihre skurrile Erzählung, den Drang in den Urlaub zu fahren über Bord zu werfen. Ein Urlaubsbuch, welches keines ist, sondern den Wahnsinn...

Wutbürger hassen diesen Trick

„Die Sache zwischen ihnen: eine ständig wiederkehrende Explosion“ so denkt der Protagonist einer Kurzgeschichte, und so schreibt Julia Kohli über das Aufeinanderprallen von Geschlechtsidentitäten und den damit verbundenen Erwartungen. Gefangen zwischen traditionellem Rollenverständnis und individuellem Aufbegehren kreist das Handeln der Protagonist*innen um ungelebte Gefühle: Angst, Trauer, Wut und vor allem...

Spöttische Stories aus Mazedonien

Dass Tragik und Komik oft nahe beinander liegen, beweist dieser Erzählband der mazedonischen Schriftstellerin Rumena Bužarovska. In elf kurzen Geschichten porträtiert die Autorin mehr oder weniger funktionale Beziehungen aus Sicht der darin involvierten Frauen. Die kurzen Texte gleichen inneren Monologen, durch die wir vom Gefühlsleben der meist unzufriedenen Ehefrauen, Liebhaberinnen...

Mit der Kälte kommt die Klarheit

Schnee, eisiger Wind, Fjells, Eisbären, ständige Dunkelheit oder permanentes Sonnenlicht sind die Merkmale, die alle Erzählungen im Band Permafrost von Eva Botofte enthalten. Die Geschichten erzählen von Frauen und Männern, die auf Spitzbergen, einem norwegischen Archipel und dem am nördlichsten gelegenen von Menschen bewohnten Gebiet, leben bzw. von der Flucht...

Über das weite Meer bis zum Mars

Der vom literarischen Netzwerk TRADUKI auf Deutsch herausgegebene Erzählband berichtet von fremden Welten und unheimlichen Orten, teils märchenhaft, teils verwoben als Science-Fiction, teils Horrorstory, oder ähnlich einer Traumlandschaft. Die Stimmung ist durchwegs als humorvoll aufgelockertes, morbides, freches Noir mit Weltuntergangs-Touch zu beschreiben. Beachtlich ist, dass alle Erzählungen völlig unterschiedlich daherkommen....

Frauenkörper & sonstige Unstimmigkeiten

Acht Erzählungen der preisgekrönten Autorin gesammelt in diesem Band. Eine Mischung aus Feminismus, Satire, phantastischem Realismus bis zu bitterbösem Sarkasmus. Muss man mögen. Zum Teil sind die Geschichten sehr unterhaltsam, manchmal aber auch durchaus verstörend. Laut Klappentext fragt die Autorin, wie Frauen in dieser Welt überleben können, wenn ihre Existenzen...