Kategorie: Belletristik

Eine wohlüberlegte Entscheidung

Anja ist schwanger – eine kurze Bilderfolge zeigt sie, auf der Toilette sitzend, wie sie das Ergebnis des Tests wahrnimmt, wir sehen die Zimmer der Wohnung, ein bisschen Unordnung, Pflanzen, Ameisen, ein Hauch Retro. Die Graphic-Novel erzählt die Vorgeschichte und davon, wie Anja sich entscheidet – und zwar gegen die...

Rivalinnen der Schönheit

Liv Strömquist gelingt mit Im Spiegelsaal erneut, die Geschichte eines gesellschaftlichen Diskurses als Graphic Novel zu zeichnen und so als philosophische und feministische Diagnose für die Gegenwart greifbar zu machen. Diesmal beschäftigt sie sich mit Schönheit und dem Geliebt-Werden und infolgedessen mit dem Abgelehnt- und Ausgebeutet-Werden sowie den Spaltungen, die...

Autobiografie – Bastard der Literatur

Doch gerade eine Form von Autobiografie ist der Roman „Die Fremde“ von Claudia Durastani. Anhand ihrer Familiengeschichte macht sie das Fremdsein in seinen vielen Facetten greifbar, denn ihre Eltern sind gehörlos und wandern von Italien nach New York aus, um schließlich doch wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren. Sie beschreibt...

Kollision von Traumzeit und Wissenschaft

Ausgangspunkt dieses schmalen autobiografischen Textes ist die dramatische Konfrontation einer jungen französischen Anthropologin, Nastassja Martin selbst, mit einem Bären im russischen Kamtschatka. Martin, die dabei schwer am Kopf verletzt wird, wehrt sich und überlebt. Der Text beschreibt soziologisch brillant die Umstände der medizinischen Versorgung in Russland und Frankreich und schildert...

Du bist okay!

Lisa Boloys ist ein wunderbar empathievolles Buch mit Portraits von Eltern, wie sie die sexuelle Identität ihrer Kinder zu verstehen gelernt haben, gelungen. Menschen als Eltern aus den verschiedensten sozialen Kontexten erhalten eine subjektive Stimme. Sie denken darüber nach, wie sie es erlebt haben, nachdem sich ihr Kind von einem...

Vom Chez Romy Haag nach Bayreuth

In der Autobiografie von Nora Eckert schildert sie ihren Weg der Selbstfindung als trans*Frau im Westberlin der 70er Jahre. Als junger Mann flüchtete sie sich auf diese Insel der Seeligen, um dem Wehrdienst zu entgehen, landete im Nachtleben und arbeitete im damals bekanntesten Travestieclub Europas, um dann zu einem fast...

Die Lebensreise einer Selbstauslöserin

Sie steht in einem weißen Baukasten. Klick. Klick. Bild für Bild rücken die Wandelemente näher, verengen den Raum, bedrängen die Frau. Drücken sie nieder – bis sie verschwindet. Mit der Fotoserie „Die weiße Zelle“ machte die Künstlerin Margot Pilz in den 80ern nicht nur ihren inneren Zustand augenscheinlich. Sie spiegelte...

Lola Montez – entgegen allen Konventionen

Von der Tochter eines britischen Offiziers zur spanischen Tänzerin und Geliebten des Königs bis schließlich zu einer emanzipierten Frau bewegt sich die Geschichte der sagenumwobenen Lola Montez, geborene Eliza Gilbert. Als junges Mädchen wird Eliza Gilbert für eine gute britische Erziehung von Indien nach Großbritannien geschickt. Nach einer frühen Heirat...

Afro-deutsche Identitäten

May Ayim, geboren 1960, war eine bedeutende afrodeutsche Aktivistin, Dichterin, Pädagogin und Wissenschaftlerin. Im Gedenkbuch „May Ayim. Radikale Dichterin. Sanfte Rebellin“ geht es um ihr Leben, ihren Kampf und ihre Werke. Neben Gedichten aus dem Nachlass und Vorträgen, Forschungsberichten und Interviews von und mit May kommen hauptsächlich Familienmitglieder, FreundInnen und...

Ein erfülltes Leben

May Chinn, genannt Lady Bug, wächst bei ihren mittellosen Eltern Anfang des 20. Jahrhunderts auf und schafft schließlich eine Karriere als erste colored Ärztin in New York. Sie ist Tochter eines im Sezessionskrieg freigewordenen african american Vaters und einer kreolischen Mutter aus Jamaika. Das Verhältnis zu ihrem Vater gestaltet sich...