Kategorie: Romane

Die kaputte Glühbirne

Im orthodoxen Georgien sorgte bereits der Titel des Buches „Schuschaniks Kinder“ für Empörung. Schuschanik war eine armenische Prinzessin im 5. Jahrhundert. Sie weigerte sich, zum Zoroastrismus der persischen Herrscher überzutreten. Daraufhin warf sie ihr konvertierter Mann ins Gefängnis, wo sie nach sieben Jahren starb. Ihre Heiligenlegende gilt als das älteste...

Südafrikanische Wurzeln

Die Hauptfigur des Romans, Thandi, und die Autorin haben etwas gemeinsam: beide haben Mütter, die in Südafrika aufgewachsen sind, und US-amerikanische Väter. Thandi leidet unter ihrer hellen Haut. Weder ihre schwarzen noch ihre weißen Freund_innen können sie einordnen, obwohl Zugehörigkeit etwas enorm Wichtiges für die persönliche und soziale Entwicklung ist....

Uneindeutig

„Es gibt keine Handlung. Es gibt keine Protagonist_innen. Es ist beobachtetes Da_Sein“. So wird der Inhalt dieses Buches sehr treffend in einem Nachwort beschrieben. In kurzen Kapiteln, mit vielen leeren Zeilen dazwischen, finden Dialoge in einem abgelegenen Haus statt. Unklar ist, ob es innere Zwiegespräche sind, oder ob tatsächlich eine...

Helfende Erfahrungen

In ihrem zweiten Buch schildert Myrthe van der Meer den Alltag auf einer offenen Psychiatriestation sowohl aus auktorialer Erzählperspektive als auch konsequent aus Patieninnen-Sicht. Myrthe van der Meer ist das Pseudonym einer holländischen Autorin, die nach einem Burn-Out selbst klinische Erfahrungen gemacht hat und mit ihren von diesen Erfahrungen inspirierten...

Lebenskämpfe

„…ich möchte gern glauben, dass ich besonders bin.“ Nahid ist eine faszinierende Frau um die sechzig und nun steht sie an einem Wendepunkt, denn ihr Leben, das sie durch ihre Flucht aus dem Iran gerettet hat, steht nun vor dem nahenden Ende. Sie erhält am Romanbeginn eine Krebsdiagnose und es...

Zwischen Algier und Paris

Wie viele große Romane erlaubt auch der neue Roman der preisgekrönten Autorin Alice Zeniter vielfältige Lesarten – so ist er als Generationenroman einer Familie lesbar, als Versuch der Sichtbarmachung der Geschichte der Harkis in Frankreich, aber auch als moderne Migrationserzählung schlechthin. Die Protagonistin des Buches Naïma hat – wie Zeniter...

Vorbildliche Integration

In ihrem autobiografischen Roman „Ein fesches Dirndl“ erzählt Zdenka Becker die Geschichte der Migration der Protagonistin Bea von der Slowakei nach Österreich. Als sie 1975 mit ihrem Ehemann nach Wien kommt, beginnt für sie eine desillusionierende Zeit. Die ersten Monate sind von quälender Sprachlosigkeit, Isolation und intensiven Fremdheitsgefühlen geprägt. Bea...

Das Fremdsein und die erste Liebe

Immigration ist kein Spaziergang, schreibt Anna Galkina. Aus der Sicht einer Heranwachsenden ließe sich über einen Spaziergang vermutlich keine annähernd so fröhliche Geschichte schreiben. Humorvoll und nicht ohne böse Absicht schildert die Ich-Erzählerin Nastja, wie ihre kleine russisch-jüdisch-stämmige Familie, Mutter, Großmutter und Stiefvater ihr Leben in einer westdeutschen Kleinstadt der...

Über das (Nicht)ankommen

„Gott zürnt“ ist Kathrin Groß-Strifflers vierter Roman und nimmt sich eines zurzeit sehr aktuellen Themas an, nämlich der Flüchtlingsproblematik. Der Plot ist schnell erzählt: Sophia ist Hausfrau, von ihrem Mann hat sie sich entfremdet, ihre Tochter ist magersüchtig. Sie wird von allerlei Ängsten und Albträumen gequält. Da ihr langweilig ist,...

Abruptes Ende mit offenen Fragen

Im Roman „Dreißig Tage“ werden zunächst eigenartig anmutende Alltagsgeschichten erzählt. Stück für Stück werden spannendere Details dazu eingeflochten. Der Protagonist des Buches wird in vielfältige Sozial- und Beziehungsgefüge involviert. Auch seine eigene Biografie wird bekannt: Er wuchs bei seinem Onkel auf, während seine Mutter ein Diplomatenkind betreute – seine nunmehrige...