Autor: m l

Das scheinbar Unausweichliche begreifen

Endlich ist er erschienen, der neue Roman der israelischen Schriftstellerin Zeruya Shalev! Der eindringliche Titel verweist auf die thematische Essenz des an Lebensgeschichten, israelischer Zeitgeschichte sowie persönlichen, politischen und religiösen Betrachtungen und Bezügen reichen Buchs, geht es doch um die durchaus schicksalhafte Verstrickung der Biografien zweier Frauen, der Gebäuderestauratorin Atara...

Geschwisterliebe

„Dein Kopf taugt nur für Bücher“, sagt Adriana zu ihrer älteren Schwester. Das Leben der beiden Frauen könnte nicht unterschiedlicher sein. Während die eine in einem heruntergekommenen Hafenviertel mit einem verschuldeten Fischer lebt, ist die andere mit einem Zahnarzt verheiratet und lehrt an der Universität von Grenoble. Nach Jahren der...

Ein Schlüssel, ein Bett, ein Tisch

Auf der Suche nach ihrem neuen Selbst folgt man der autofiktiven Protagonistin in ihrer unabstreifbaren Identität als Geflüchtete, zurück in ihre Kindheit am Gazastreifen, die geprägt ist von multiplizierter Unterdrückung inner- und außerhalb territorialer Grenzziehungen. Auf der Flucht definiert sie ihre Vorstellung von Freiheit – ein eigenes Zimmer, das sie...

Im Bann der Vergangenheit

Die 17-jährige Silvie hat nur ein Ziel: Weg von zu Hause und ihrem dominanten Vater, einem Hobbyforscher, der auf die Eisenzeit fixiert ist. Aber erst muss sie noch den Familienurlaub überstehen. Der wird, wie in jedem Jahr, nach den väterlichen Wünschen verbracht. Diesmal mit einer Gruppe Archäolog:innen, die einen Sommer...

Enttabuisierung mit Persönlichkeit

Myriam von Ms Buch ist wichtig, aber es sollte eine Triggerwarnung aufweisen: Überlege, deine Finger von dem Buch zu lassen, wenn du dich aktuell belastet fühlst. Die Autorin bricht ein Tabu: Sie spricht über psychische Störungen. Sie schreibt über Depression und Panik, über Ängste und Zwänge, über Borderline, Selbstverletzung und...

Schneeschuhhase müsste man sein

Mit ihrem ersten Roman erzählt Mireille Gagné eine Geschichte, die gewisse Facetten der zeitgenössischen neoliberalen (Hoch)Leistungsgesellschaft fantastisch und doch sehr real anmutend greifbar werden lässt. Diane, die Protagonistin, hat ihren Alltag strikt getaktet, um die bestmögliche Leistung im Büro zu gewährleisten. Von früh morgens bis spät abends sind selbst die...

Heimatlos im Mutterland

Diese Geschichte berührt, und das, obwohl sie von Schimpfwörtern, rassistischen und sexistischen Stereotypen nur so strotzt. Wie das? Sie ist aus der Perpektive des portugiesischen Jugendlichen Rui geschrieben, der 1974/75 im Zuge der Entkolonialisierung aus Angola vertrieben wird. Gerade durch die rohe Sprache wird dessen Realität schonungslos abgebildet. Als „Rückkehrer“...

Transatlantischer Handel mit Versklavten

Dem Verlag w_orten & meer ist es gelungen, den großartigen Roman von Léonora Miano zum Thema TDS (Transatlantische Deportation subsaharischer Menschen) in deutscher Sprache herauszugeben. Es ist das erste Werk Mianos, das auf Deutsch erscheint. Ina Pfitzner hat sich bemüht, eine diskriminierungskritische Übersetzung aus dem Französischen vorzulegen. Das ist ihr...

Erinnern und Vergessen in China

Eine Frau wird bewusstlos und stark verwundet aus einem Fluss gefischt und überlebt nur knapp. Sie erinnert sich weder an ihren Namen, noch an ihre Vergangenheit. Als sie Jahre später aufgrund eines Umzugs in eine Art Wachkoma fällt, beginnt ihr Sohn Nachforschungen zur ursprünglichen Herkunft seiner Mutter anzustellen. So kommen...

Zwischen Feminismus und Klischee

In Walls neuem Roman trifft die traditionelle Liebesgeschichte auf moderne Wendungen. Die Autorin erzählt eine Geschichte, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Südwestafrika spielt, als dieses noch eine deutsche Kolonie war. Ihr Roman beginnt dort, wo die Ehe der Protagonistin endet: Henrike flieht vor ihrem Partner. Walls greift ein Thema...