Kategorie: Belletristik

mach auf zeig her fass an

Die Gedichte der Moskauer Lyrikerin Maria Stepanova ziehen eine* sofort in den Bann, mit derselben Wucht, mit der die Männer in ihnen den jungen Mädchen nachsteigen. Drei rasende, atemlose Gedichtzyklen vereint der Band: Mädchen ohne Kleider, Kleider ohne uns und Bist du Luft. Jeder Zyklus hat seine eigene lyrische Sprache,...

Kampfzone Freibad

Sengende Sommerhitze bringt Menschen unterschiedlichsten Charakters und Herkunft an einen gemeinsamen Ort zum Abkühlen – nämlich ins Freibad. Genauer genommen spielt die Graphic Novel in einem Frauenfreibad in München, in welchem ein sicherer und abgeklärter Raum fürs gleiche Geschlecht vermutet werden könnte. Doch weshalb sollte dieser Platz frei von Debatten...

Zuhause – was heißt das überhaupt?

In dieser Graphic Novel begleiten wir die Protagonistin auf ihrem Weg durch Argentinien, wohin sie nach einem jahrelangen Aufenthalt in Deutschland zurückgekehrt ist. Das Land, in dem sie aufwuchs, ist ihr fremd geworden, doch auch in Europa hatte sie sich nicht richtig zuhause gefühlt. Nachdem sie in Hamburg von ihrer...

Mein Haus im Rücken

Kalas Eltern packen die Koffer, sprechen von Krieg und Flucht und Kala versteht nicht, was passiert. Sie muss ihr wohliges Zuhause samt Großeltern und Kuschelhasen zurücklassen und gegen ein Auto und ein Zelt sowie eine fremde unfreundliche Welt eintauschen. Wenn man auf der Flucht ist, kann man das Zuhause dann...

Ein Stern ­ geht auf, liebe Leser­innen

Das Handbuch GENDER-leicht. Wie Sprache für alle elegant gelingt ist ein gut strukturiertes Sachbuch. Die Autorin Christine Olderdissen plädiert darin für gesellschaftspolitisch wichtige, sprachliche Neuinterpretationen und -kreationen: „Männer müssen bei einigen Bezeichnungen die Endungen abtreten. Ist das so schlimm?“ (S. 47). Dies geschieht etwa im Wort ‚ Ärzt­innenschaft‘ oder ‚Bäuer­innen‘. Für...

Zeiten-Reisen

Alice ­Schalek nimmt uns in ihren Reportagen mit auf Reisen nach Brasilien, Chile und Peru, ein paar Jahre später nach Indien, Ost- und Südafrika und die USA. Wir reisen aber auch in die 1920er und 1930er Jahre. In Südamerika verfolgen wir Schicksale europäischer Auswander:innen, viele davon gescheiterte Existenzen. Aus Indien,...

Früher Tod, fehlender Lyrikband

Renia Spiegel, die Verfasserin des Tagebuchs schreibt im Jänner 1939: „Und schweigen wirst du, wie das mit dem verzauberten Schlüssel verschlossene Zauberbuch, das in einem Zauberschloss versteckt ist. Niemals verrätst du mich. Vielleicht werden es die kleinen blauen Buchstaben tun, die von Menschen erkannt werden.“ (S. 17) Jahrzehnte später wird...

Ilse Aichinger im Porträt

Im Jahr 2021 wäre Ilse Aichinger hundert Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass sind einige neue Publikationen zum Leben und Werk der Schriftstellerin erschienen, die mit ihrer knappen, auf große Genauigkeit wertlegenden Schreibweise zu den wichtigsten Stimmen der österreichischen Literatur nach 1945 zählt. Neben ihrem einzigen Roman Die größere Hoffnung,...

Hommage an eine vergessene jüdische Malerin

In der Reihe Jüdische Miniaturen zeichnet Heike Carstensen ein kurzes, aber inhaltsreiches Porträt der zu Lebzeiten bekannten und erfolgreichen, nach 1945 aber vergessenen und erst seit den 1970er Jahren wiederentdeckten Malerin und Graphikerin ­Julie Wolfthorn. Der biographische Abriss beginnt mit ihrer Übersiedlung von Thorn (daher der selbstgewählte Name Wolfthorn) nach...

Ich gehe meinen Weg für mich

Eva Geber hat sich auf die Suche nach dem Nachlass von Dora Kallmus begeben. Das fotografische Werk der großen Madame D’Ora hat mittlerweile seinen Weg an die internationale Öffentlichkeit gefunden, wovon auch eine große Werkschau im Leopoldmuseum 2018 zeugte. Es ist der anschauliche schriftliche Nachlass, der quer über Europa verstreut, gesammelt...