Kategorie: Belletristik

Die Wildnis entdecken

Der Roman spielt Anfang der 1980er. Die Silberschmiedin Sarah Torun steht vor einer schwierigen Entscheidung. Bisher hatte sie jedes ihrer Schmuckstücke eigenhändig erschaffen. Nun gibt es das Angebot einer bekannten Firma, mit ihren Entwürfen in Produktion zu gehen. Soll sie zustimmen? Wäre ihr Schmuck dann noch ihr Schmuck? Oder wäre...

Wem gehört die Schoah?

Geertje ist nichtjüdische Jüdin. Ihre zum Katholizismus konvertierte Familie überlebte den Holocaust versteckt in Belgien. Über die Zeit vor und nach deren Flucht aus Wien wird nicht geredet. Umso mehr interessiert sich Geertje dafür. Das geheime Familienarchiv zieht sie unwiderstehlich an. Sie will ihre Herkunft genau kennen, um selbst entscheiden...

Nur der Kunst verschrieben (?)

Einer Künstlerin wie Anita Rée (1885-1933) literarisch ein Denkmal zu setzen, ist ein lobenswertes Unterfangen. Aufgewachsen in Hamburg, machte sich die Malerin mit jüdischen Vorfahren nach Stationen in Paris und Italien einen Namen als ernstzunehmende Vertreterin der europäischen Avantgarde. Der in Deutschland grassierende Antisemitismus erschwerte ihre Situation jedoch zusehends –...

Kampf einer Idealistin in der Resistenza

Das beeindruckende Selbstzeugnis der Sozialistin Joyce Lussu führt die Leserinnen durch das vom Zweiten Weltkrieg gezeichnete Europa, als sich die italienische Opposition im Exil zum antifaschistischen Widerstandskampf gegen Mussolini und das nationalsozialistische Regime formierte. Die abenteuerliche Reise führt Lussu und ihren Mann Emilio durch das besetzte Gebiet, wo sie sich...

Alles gut

Wer sich gerne mit den verschiedensten Blickwinkeln auf die ostdeutsche Geschichte inklusive Weltkrieg, Wendezeit und Neuanfang auseinandersetzt, ist in Helga Schuberts Jahrhunderterzählung bestens aufgehoben. Die Psychotherapeutin und freie Schriftstellerin erhielt für diese Erzählung als Achtzigjährige 2020 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Das ist eine kleine Wiedergutmachung, denn 1980 durfte sie wegen des Ausreiseverbots...

Was, wenn deine Kinder Frauen werden?

– fragt Esther Becker sinngemäß in ihrem Debütroman vom Heranwachsen dreier Freundinnen, die sich auf jeweils unterschiedliche Weise mit den an sie herangetragenen Erwartungen – insbesondere in ihrer Rolle als Mädchen und junge Frauen – auseinandersetzen müssen. Die kurzen Kapitel behandeln klassische Themen des Erwachsenwerdens, die die Autorin, die sonst...

Weiterleben

In diesem Roman geht es um das Aufwachsen in geborgenen Verhältnissen, in einer großen Gruppe von Freundinnen. Anna Stern erzählt von den Abenteuern des Alltags, die im Jetzt überschattet werden von Anankes Tod. Der langsame Erzählstil und die eigenwillige Form des Romans machen die Lektüre zu einem besonderen Erlebnis. Es...

Hoffnungslosigkeit und Meer

Das Meer, Wut und Perspektivlosigkeit scheinen die Menschen in einer koreanischen Küstenstadt, die unentwegt Seoul nachzueifern versucht, zu verbinden. Das Leben der Schülerinnen Rang und B ist geprägt von Mobbing, sexuellem Missbrauch, Gewalt, Armut, der Krankheit Familienangehöriger und der Teilnahmslosigkeit der Erwachsenen. Die jungen Frauen freunden sich an, die Freundschaft...

Erwachsenwerden in der Fremde

Das Erdbeben in Friaul im Jahre 1976 lässt die einstmals getrennten Kanaltaler wieder näher zusammenrücken. Die dreizehnjährige Vera wird aus dem italienischen Venzone, einem Dorf nahe der Grenze, nach Villach zu ihrem Großonkel geschickt, um nicht in einem Zelt oder als Aufpasserin kleiner Kinder dahinvegetieren zu müssen. Onkel Hans, Omas...

Rue du Pardon

Keine guten Karten für die blonde (!) Hayat, hineingeboren in eine einfache Familie, in ein einfaches Viertel in Marrakesch! Ihre lieblose Familie schenkt der jungen Protagonistin weder Zärtlichkeit noch Wertschätzung, im Gegenteil. Der Missbrauch durch den Vater lässt Hayat schließlich zur Nachbarin Serghinia, einer gefeierten Tänzerin, flüchten, die ihr schon...