Autor: m l

Ein literarischer Kampf für die Freiheit

Arundhati Roy bewegt sich in ihrem essayistischen Roman zwischen Realität und Fiktion und schildert Verbrechen an die Menschlichkeit, sowohl auf sachlich als auch empathisch eindrucksvollste Weise. Die detailreichen Gewaltszenarien und systematischen Gräueltaten unter der Herrschaft von Narenda Modi und seiner militanten Gefolgschaft im segregierten Indien werden mit starkem und authentischem...

Mit dem Herzen sehen

Eine Frau alleine in der Wildnis: Die promovierte Wildbiologin Catherine Raven zieht in ein kleines Cottage in der Kaltwüste Montanas, umgeben von Maultierhirschen, Dachsen, Füchsen, Pumas, Elstern, Steinadlern, Wühlmäusen und zahlreichen anderen Tieren. Sie unterrichtet online oder leitet als Rangerin Wanderungen für arrivierte Städter­innen. Diese möchten ein bisschen Wildnis erfahren,...

Umverteilung mit schwarzem Humor

Die heutige Gesellschaft nähert sich dem 19. Jahrhundert immer mehr an – diese Ahnung fand Strafverteidigerin und Autorin Hannelore Cayre bei der Lektüre von Thomas Pikettys Kapital im 21. Jahrhundert bestätigt. Im neuen Roman stößt ihre Protagonistin Blanche de Rigny bei einem Besuch in der Bretagne auf Verwandtschaft, eine erfolgreiche...

Sprache als Weltzugehörigkeit

„Wo wohnen Sie, Madame?“ – ist eine der wiederkehrenden Fragen, die Emine Sevgi Özdamar sich selbst stellt. In ihrem neuen Roman erzählt die türkische Schauspielerin und Autorin von Lebensstationen und Theaterarbeit in Istanbul, Berlin und Paris. Die unterschiedlichen Antworten auf die Frage „Wo wohnen Sie, Madame?“ führen sogleich in das...

Punk und Prinzessin

Elisa holt im Alter von 33 Jahren ihre alten Tagebücher aus dem Versteck und rollt die Geschichte ihrer Freundinnenschaft auf: es geht um intensive Gefühlslagen, Liebe, Eifersucht, kaputte Familien, Schönheit, Punk, Drogen, Glamour und den Anbruch des digitalen Zeitalters. Die wechselvolle Beziehung der Mädchen beginnt an einem Sommerabend am Strand,...

Freiheit wohin?

Die Philosophin Lea Ypi legt mit ihrem Roman, der sich aus ihrer persönlichen Geschichte und der Aneinanderreihung politischer Ereignisse zusammensetzt, ein beachtliches Werk vor. Albanien als eine der letzten staatssozialistischen, europäischen Bastionen scheitert Ende 1990. Zahlreiche Demonstrationen setzen das politische System so massiv unter Druck, dass eine politische Kehrtwende stattfindet....

Abnabelungen und Neuanfänge

Der erste Roman der talentierten Jungautorin Lydia Steinbacher ist eine berührende Würdigung an das kaum beachtete Unrecht von Vertreibung, Zwangsumsiedlungen und Zwangsarbeit, das den Nachkommen der wolgadeutschen Kolonien bis in die junge Gegenwart hinein widerfahren ist und vor dem Hintergrund des derzeit kriegerischen Geschehens besonders aktuell ist. Die Autorin verknüpft...

Keine Heldinnen

Schicksale von Menschen in einer Umbruchzeit, die „Fleischwolf-Zeit“ in der damaligen Sowjetunion, heutigen Ukraine. Vier Frauen, Mütter und Töchter stehen im Zentrum. Lena, Hauptperson im ersten Teil, tritt der Leserin am nächsten – in Fragmenten wird von ihrer Beziehung zur Großmutter mit den Haselnussbäumen erzählt, bei der sie als Mädchen...

Fotoausstellung

2019 in Brüssel streifen drei Frauen zögernd auf der Suche nacheinander durch eine fotografische Werkschau ihrer verstorbenen Freundin aus Tiblissi. Fotos, die ihre erlebten Jugendjahre zeigen, so dass sie selbst gleichzeitig zu Betrachter­innen und Ausstellungsstücken werden. Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit und Jugend Ende der1980er/Anfang der 1990er Jahre im krisen-und...

Die Sünden der Männer

Zweifelsohne legt Katharina Döbler mit ihrem semibiografischen Roman eine außergewöhnliche Familiengeschichte vor. Beide Großväter, aus ärmlichen Bauernfamilien stammend, lassen sich vom fränkischen Neuendettelsauer Missionswerk als protestantische Missionare anwerben und werden vor dem Ersten Weltkrieg nach Papua-Neuguinea entsendet. Ihre Aufgabe besteht darin, die dort lebenden Menschen zum Christentum zu bekehren und...