Kategorie: Belletristik

Zur Notwendigkeit der poetischen Alltagsverbesserung

Die Welt, in der Lisa Spalt ihre Geschichte(n) ansiedelt, ist zu einer allumfassenden, dystopischen Welt-Stadt namens Lands mutiert. Und diese Stadt-Welt wird vom Diktator Cramps regiert. Der aber ist kein personifizierbarer, sprich herkömmlicher Bösewicht; vielmehr ist er eine Art diffuses Machtgeflecht, das viele Gesichter trägt und die Landser*innen kontrolliert, indem...

So voller Hass, das muss Liebe sein.

Dass Hass ein hauptsächlich Männern zugeschriebenes Gefühl ist, veranlasste Lydia Haider – ihrerseits altbekannte Meisterin der Ausfälligkeit und Beschimpfung – zur Herausgabe dieses Bandes, in dem sie 15 Künstlerinnen zur Niederschrift ihrer persönlichen Hassgefühle einlud. Entstanden ist ein abwechslungsreiches Sammelsurium von Texten unterschiedlichster Art: Kurzgeschichten, Rap-Texte, Facebook-Postings, (un-)vollständige Listen und...

Solange es Leselupen gibt

Das Buch ist so klein, dass ich Angst hatte, es zu verlieren, ehe die Rezension fertig war; sechs kurze Geschichten der großen Schriftstellerin Djuna Barnes (1899–1982) im Vademecum-Format mit pfützenfarbenem Retromuster. „Solange es Frauen gibt, wie sollte da etwas vor die Hunde gehen?“, hieß einst ein Band desselben Verlags mit...

Texte über Gott und die Welt

Um die 20 Artikel, Essays, Reden und Abhandlungen der bekannten österreichischen Autorin Margit Schreiner aus Zeitungen, Sammelbänden oder anderen Medien sind in dem Band versammelt. Die Themen reichen von autobiographischen Skizzen, Autorenportraits bis zur Kritik an sozialen und politischen Verhältnissen. Schreiner hat dabei fast immer die Frauen im Blick, so...

Stadt erkunden

Flanieren ist eine grundsätzlich urbane Tätigkeit – Betrachten von Auslagen, Durchstreifen von Parks und zielloses Spazieren erfordern eine städtische Umgebung mit Gebäuden und Straßen, anderen Menschen, hie und da Bäumen und vielleicht Hunden und Pferden. Darüber hinaus scheint das Flanieren wie aus der Zeit gefallen – eher ein wenig altmodisch,...

Ein Winter der gebrochenen Versprechen

Die Geschichte Simbabwes ist in diesen 13 überschäumenden Miniaturen stets präsent. Die Wünsche, Träume und Enttäuschungen der Frauen, Männer und Kinder, ihr Lachen und ihre Verzweiflung durchziehen das Buch. Ein Land, das an Hyperinflation leidet und sich selbst mit Korruption und Heuchelei in den Wahnsinn treibt. Familienzusammenhalt nimmt oft unerwartete...

Vergessene Leben und die Poesie

Senta Trömel-Plötz ist bekannt als Mitbegründerin der feministischen Sprachwissenschaft. In ihrer neuesten Veröffentlichung „Wortstücke“ rekonstruiert Trömel-Plötz Geschichten von Frauen, die trotz ihrer Genialität und herausragenden Leistungen keine Anerkennung fanden. Meist standen diese Frauen im Schatten eines erfolgreichen Mannes und fanden ihren „Tod“ durch Heirat, durch Vergessen oder Abwertung. Sehr treffend...

Sinnenrausch und Kaffeehausplausch

Unterschätzen Sie nichts und niemanden – Sex ist immer möglich! Mögen Chris und Sally zwar mit ihren Ehemännern im Pub sitzen, im WC geht’s dann zur Sache – Isa und Sue sind da gleich mit von der Partie, es wird gefickt, gestöhnt, gerieben, very busy. Während die Produktion eines Pornos...

Cottoneske Spekulationen

Lyophilia, von Ann Cotten als „Science-Fiction auf Hegelbasis“ angekündigt, erinnere, so der Klappentext des Verlags, an Tarkowskijs Special Effects: Eine Formulierung, vor eine Wirklichkeit gehalten, und plötzlich wird präzise, was sonst in der Form eines dumpfen Ahnens herumvegetiert. Von den 12 Prosatexten haben „Proteus“ und „Anekdoten vom Planeten Amore (Kafun)“...

Poetisches Knochengeklimpere

„Komm, schnüren wir die Knochen,“ der Titel des nun in deutscher Übersetzung vorliegenden Gedichtbands der auf Slowenisch schreibenden österreichischen Autorin Cvetka Lipuš, hält – mit „auch wir“ minimal variiert – einen Zyklus von fünf Gedichten zusammen: „Dies ist die Zeit der Zauberer und Magier. Der Wille läuft keinem geckenhaften Erfolg...