Kategorie: Belletristik

Abruptes Ende mit offenen Fragen

Im Roman „Dreißig Tage“ werden zunächst eigenartig anmutende Alltagsgeschichten erzählt. Stück für Stück werden spannendere Details dazu eingeflochten. Der Protagonist des Buches wird in vielfältige Sozial- und Beziehungsgefüge involviert. Auch seine eigene Biografie wird bekannt: Er wuchs bei seinem Onkel auf, während seine Mutter ein Diplomatenkind betreute – seine nunmehrige...

Von Wichteln und Rädertieren

Josepha Mendels schafft es, einen poetischen, oft auch humorvollen Roman über schwierige Themen zu schreiben: Ein Schriftsteller, Frans Winter, muss 1943 als Jude aus den Niederlanden flüchten, seine Frau und die zwei Kinder bleiben zurück, er gelangt nach wechselhaften Ereignissen letztlich nach London, wo er seine Zeit im Exil verbringen...

Rückblick auf Warschau

Ein Rückblick von Mutter und Sohn. Gemeinsam haben sie im 2. Weltkrieg als Warschauer Jüd*innen alles an Schrecken erlebt, was damals möglich gewesen ist. Sie haben überlebt, obwohl das unter den Gegebenheiten fast unrealistisch erscheint. Der Vater war Widerstandskämpfer und Retter englischer Piloten. Im Wald verborgen kommt es zu dramatischen...

Das unsichtbare Leid der Angehörigen

Angehörige von Gefangenen verbüßen ebenfalls eine Strafe, wenn ihre geliebten Menschen für unvorstellbar lange Zeit in Justizanstalten weggesperrt sind. Diesen oft unsichtbaren und vom gesellschaftlichen Diskurs meist vernachlässigten Menschen ist der heuer auf Deutsch erschienene Roman von Francesca Melandri gewidmet. Paolo, pensionierter Philosophielehrer, und Luisa, Bergbäuerin, befinden sich auf dem...

Wie viel Person ist eine Mutter?

Wer die Tetralogie um die neapolitanischen Freundinnen von der unter dem Pseudonym Elena Ferrante publizierenden Autorin gelesen hat, findet sofort zahlreiche bekannte Details in dem Roman „Frau im Dunkeln“. Dieser ist allerdings vorher, nämlich bereits 2006 auf Italienisch und auch 2007 in einer anderen Übersetzung ins Deutsche erschienen. Hier sind...

Ferrantes erster Roman

Im Jahr 1992 erschien Elena Ferrantes erster Roman im Original, jetzt liegt er in einer deutschen Übersetzung vor. Wie schon in der Neapolitanischen Saga sind die Protagonistinnen auch diesmal Frauen: Mutter und Tochter. Schauplatz, wie könnte es anders sein, ist Neapel. Daria, die Tochter, fährt zum Begräbnis der Mutter. Sie...

Die Freiheit einfordern

Erin ist mit der Schule fertig und möchte sich ihren Traum erfüllen. Sie will nach Alaska reisen, abgeschieden in der Wildnis wohnen und sich etwas beweisen, von dem sie nur ahnt, dass sie dazu fähig ist. Denn über das Leben in der Wildnis gibt es in der Belletristik nur Erzählungen...

Das Organ der Macht

Ganz plötzlich beginnt es: die Mädchen dieser Welt entdecken, dass sie ein neues Organ entwickelt haben, den sogenannten Strang, der sich an ihr Schlüsselbein schmiegt. Der Strang bewirkt, dass die Mädchen Stromstöße abgeben können. Mit ihren Berührungen verursachen sie Schmerzen und können sogar töten. Zunächst sind nur Mädchen in der...

Können Frauen ficken?

Vordergründig provokant schildert die Ich-Erzählerin und bekennende Erotomanin ihren schonungslosen Kampf um die Selbst-Auflösung. Sprachlich vielseitig und feinsinnig lässt die Autorin ihre Figur, eine gepflegte Zahnärztin 50+, die Unerbittlichkeit der Gezeiten, die Rituale ihrer Ehe und die Bemühungen talentloser Liebhaber erleiden. Die Protagonistin präsentiert sich als rücksichtslose und berechnende Männerfresserin,...

Halina

Für das Manuskript und das beste unveröffentlichte Prosadebüt wurde die Studentin der Kulturpublizistik Julia Kohli bereits mit dem Studer-Ganz-Preis ausgezeichnet. Inzwischen ist ihr erster Roman auch im Handel erhältlich und sehr lesenswert. Er handelt von der 27-jährigen Studentin Halina, die eine Lehre zur Buchhändlerin absolviert hat. Sie studiert Geschichte und...