Autor: m l

Meisterin der kleinen Form

Die Welt von Mrs. Orlando ist finster. Sie weiß, woher ihr Gefahren drohen und versucht gegen alle Eventualitäten wie Hunger, Kälte oder Langeweile gewappnet zu sein. Sie telefoniert stundenlang mit ihren Töchtern, und spricht dabei jedes Mal über die Vorahnung einer Katastrophe. Um Deutsch zu lernen ist Mr. Burdoff für...

Bildstark und politisch

Ohne Umschweife steigt Zsófia Bán in ihre Erzählungen ein und wirft uns in verschiedenste Szenarien: Da ist einmal eine Familie, die nach ihrer Flucht aus einem Kriegsgebiet an der ungarischen Grenze festsitzt und sich zwischen Anfeindungen und Hilfsbereitschaft der Einheimischen zu orientieren versucht. Ein andermal entdeckt eine Frau am Himmel...

Blut möge spritzen

Der Wiener Akademikerball (ehemals: WKR-Ball) in der Hofburg sorgt seit Jahren für Demonstrationen, Medienwirbel und Kopfschütteln: Hier treffen sich die Großen und Kleinen der österreichischen und internationalen Rechten, es wird getanzt, Hände werden geschüttelt und Brüderschaft wird getrunken. Lydia Haider und Esther Straganz haben dem Ball einen Besuch abgestattet, ihre...

Weite Aussichten

„Ohne Leid keine Frau, ohne Leid keine Schriftstellerin. Eine Schriftstellerin aber beschreibt selbstverständlich keine universelle Erfahrung, das ist den Schriftstellern vorbehalten“. Antonia Baum rechnet in ihrem Beitrag „Das Problem ist das Problem“ mit jener beschränkten Aussicht ab, die Frauen, die sich ans Schreiben machen, immer noch nahelegt wird: Physisch und...

Alles eine Frage der Perspektive

128 Seiten pures Seh- und Lesevergnügen bringen Lisa Frühbeis‘ feministische Comic-Kolumnen, die über zwei Jahre im Berliner Tagesspiegel publiziert und hier gesammelt wurden. Sie erzählt radikal, stets mit Witz und ohne Umschweife von den vielen Dingen, die das Frau-Sein heute immer noch(!) so beschwerlich machen. Hegemoniale Schönheitsideale, (ultra-) stereotype und...

PoeSENSkalender

Martina Sens beschert uns mit ihrem „PoeSENSkalender“ ein ganz besonderes Leseabenteuer. In 132 Texten über das Jahr verteilt beschreibt sie in knapper, präg­nanter, realistischer und immer wieder auch lyrischer Form historische als auch aktuelle Ereignisse sowie politische Inhalte und bekannte Persönlichkeiten. Frauengestalten erhalten viel Raum bei ihr. Die Palette reicht...

Ungebärdig in Erscheinung treten

… war schon immer der Autorin Lebenselixier. Bis heute, in einem Alter, in dem sich andere schon längst in den Ruhestand versetzt haben. Nicht so sie, die es noch immer wagt von Entwürfen zu sprechen und nicht von (Aus-)Schließungen, hat in Referenz auf Ingeborg Bachmanns ‚Die Prinzessin von Kagran‘ (die...

Vom Kaputtgehen

Die Autorin Isabella Krainer glänzt in ihrem Gedichtband mit ungehemmten, treffenden Wort- und Sprachspielereien und oftmals auch zweideutigen Aussagen. Trotz der Knappheit der Texte oder gerade deswegen, ist manchmal ein mehrmaliges Lesen vonnöten, um den tieferen Sinn besser zu erfassen. Da wird aus dem Pommerland schon mal das Pommesland, und...

ExperimenTelling

Es ist, als hörte man in den Gedankenstrom einer anderen Person hinein. Bei diesem Prozess fehlen allerdings immer wieder Worte, oder Gedanken werden nicht zu Ende gedacht. Als nähme man Teil an der Wirklichkeit aus einer anderen Perspektive. Diese Erzähl- oder vielleicht eher Schreibweise hat etwas eigenartig Hypnotisches, sie wirkt...

Rose und Nachtigall

Sechs Jahre nach dem ersten Erscheinen hat dieser Lyrikband der mehrfach ausgezeichneten Dichterin nichts von seinem Zauber verloren. Schon der Titel lässt auf romantisch-mystische Inhalte schließen. Die Rose als Geliebte und die Nachtigall als Sehnsucht sind oft verwendete Symbole in der orientalischen Dichtung. „In meinem Herzen das Herz einer Nachtigall“,...